Das bisschen Haushalt

Einmal Boss, immer Boss: Wenn Frauen erfolgreich im Beruf sind, erledigen sie auch mehr Hausarbeiten

Kathrin Spoerr und Britta Stuff
3.6.2014

Nun, liebe Leser, haben wir etwas für Sie aus der Abteilung „Breaking News“: Berufstätige Frauen übernehmen immer noch drei Viertel der Hausarbeit. Dies berichtet die „Apotheken Umschau“ unter Berufung auf eine Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung. Frauen verbringen demnach am Tag durchschnittlich 140 Minuten mit spülen, putzen, kochen und aufräumen, Männer 48 Minuten. Überraschend allerdings: Verdient eine Frau mehr als ihr Ehepartner, ist ihr Anteil an der Hausarbeit vergleichsweise größer als in Familien, in denen sie weniger oder gleich viel verdient.

Nur: So überraschend ist das gar nicht. Unsere Autorinnen haben sich im Büro umgehört, und die Gespräche ihrer Kolleginnen mal für Sie zusammengefasst.

„Weißt du, was der Peter/Achim/Jan-Pierre gestern gemacht hat?“
„Nein, es kann aber nicht so schlimm sein wie das, was mein Mann gestern getan hat.“
„Er hat die Spülmaschine eingeräumt und die Tassen unten reingestellt. Mit dem Ergebnis, dass alle Tassen umgefallen sind und voll Spülwasser waren.“
„Du bist ja selbst schuld, wenn du ihn an die Spülmaschine lässt. Oben Hohes, unten Flaches. Tasse nicht auf Pfanne, Wölbungen nach unten, angetrockneter Reis gar nicht – das kann ein Mann nicht verstehen.“ (Gemeinsames Augenrollen).

„Mein Mann will ja auch immer ‚helfen‘. Und nein, er hat nicht die 18 Bilder an die Wand gehängt, die wir in den letzten fünf Ehejahren gekauft haben. Was wiederum ganz gut ist, denn er hätte sie einfach irgendwo an die Wand geklatscht – ohne Konzept. Weißt du was, ich glaub’ ich machs selbst, wenn er mal nicht da ist, sonst weiß er alles besser. Nicht mal eine Glühbirne kann er auswechseln, dann nimmt er die Energiespardinger, die so ein grelles Licht machen.“

„Ich kenn das, wenn meiner eine Glühbirne auswechseln soll, muss ich ihm das 100 Mal sagen.“ (100 wird HUNDERT ausgesprochen).

„Ja! Ich arbeite, ich komm nach Hause und NICHTS ist gemacht. Seine Schuhe stehen da, wo er sie ausgezogen hat, der Spiegel ist voll mit Zahnpastaflecken, die Wäsche ist inzwischen so lange auf der Leine, dass man sie fast wieder waschen muss. Sieht der das nicht?“ (STÖHN. Augenrollen).

„Du ich finde es inzwischen besser, wenn er nichts macht. Alles was er macht, macht er so LIEBLOS! Am besten man macht alles selbst. Mein Mann hat gestern einen neuen Waschgang erfunden – Grauwäsche. Wobei die Wäsche nach dem Waschen grau war, nicht davor!“

„Am schlimmsten ist es, wenn ich ihn mit dem Kind allein lasse. Weißt du, wie es bei uns dann aussieht? Als hätte eine Bombe eingeschlagen. Ich frag mich: Wie können die im Job bestehen? Wie kann ein Mensch, der nicht mal Fenster putzen kann, einen Konzern leiten? Mit China telefonieren? Menschen feuern? Aber Wäsche waschen geht nicht?“

„Ich lass meinen höchstens einkaufen. Mit Einkaufszettel, sonst geht zu viel schief. Selbst mit Zettel geht noch genug schief. Neulich brachte er statt Mozzarella Mozzarella light. Das sei doch das gleiche, sagte er.“

„Igitt, der spinnt doch. Vielleicht ist das eine Geheimverschwörung. Die haben einfach beschlossen, sich dumm zu stellen, damit sie nichts machen müssen.“

„Am schlimmsten ist es, wenn er mir eine Freude machen will. Dann kocht er. Er KOCHT. Voll emanzipiert findet er sich dann. Voll kreativ auch noch. Ich würde ihm das ja gern verbieten, aber, naja, ich hab ihm grad das Tischdecken verboten, weil er eh immer so viel vergisst. Wenn er ankündigt, abends zu kochen, krieg ich Stressflecken, weil ich weiß, wie die Küche aussehen wird. Er will sie zwar putzen, aber das mach lieber ich, sonst muss ich nachputzen. Der bringt es fertig und wischt den Tisch mit einem TROCKENEN (Stimme kippt) Lappen ab.“

„Pass auf. (Bedeutungsvolle Pause). (Seufzen) Manchmal glaube ich, Frauen sind einfach das stärkere Geschlecht.“

(Telefon klingelt).

„Ja, Schatz? Nein, du musst nicht einkaufen gehen, ich komm eh am Supermarkt vorbei. Mh? Nein!!! Reinigung mach ich auch. Klar. Kein Problem. ich mach das gern. Bis später. (Legt auf) Volltrottel. Alles muss ich selbst machen.“

(Quelle: Die Welt, 3.6.2014, Seite 23)

Nachtrag:

Kathrin Spoerr schreibt nicht nur über das lustige Verhältnis zwischen Frau und Mann, sondern auch über ernste Themen. Am 18.11.2015 schrieb sie in der WELT auf Seite 2 über die Tage nach dem Massaker in Paris unter dem Titel "Ich habe Angst". <Paris zeigt, dass nichts, was wir haben, selbstverständlich ist. Dass morgen alles anders sein kann> . . .