Intelligenztest

Rattle Dick

18.2.2022

Rattle (Rat) Dick, Serge (Sergeant) Korcz, Billie (Bill) Madsen wohnen in einem Apartment am East Hillcrest Boulevard in Inglewood, L.A., nicht weit vom Airport Collision Repair Center und Woody's Barbecue-Bar entfernt. Die drei haben gerade ein Praktikum bei Delta Airlines am international Airport als Reparatur-Mechaniker begonnen. Ohne große Ausbildung war diese Beschäftigung wie ein Lottogewinn für die drei. Dazu verholfen hat ihnen ein Intelligenztest.

Bei Delta Airlines ist es üblich, ungelernte Arbeitskräfte zu testen, bevor sie an die Werkbänke dürfen. Mangels Schul- und Berufsausbildungs-Nachweisen bleibt in der Regel nur der Intelligenztest, um die möglichen Fähigkeiten der Bewerber einschätzen zu können. Die Basistests testen das logische Denken. Das ist das Mindeste, was bei der angehenden qualifizierten Tätigkeit vorausgesetzt wird.

Die drei Jungs fuhren nach Abschluss der Tests und der Bekanntgabe der Ergebnisse hoch zu In-N-Out-Burger, um sich zu stärken und zu feiern. Keiner hatte geglaubt, dass sie bestehen würden, und dann auch noch alle drei! "Na, wie haben wir das gemacht?", feixte Rattle nach ausgiebigem Burger-Mahl. "Super", meinte Billie, und fügte dann mit etwas säuerlicher Miene hinzu: "Nur dass wir nicht gleich schlau sind! Natürlich muss wieder mal einer schlauer sein als die anderen - unfair".

Serge sah die beiden mit großen Augen an. "Redet ihr von mir?". Die beiden anderen nickten. "Aber warum? Ich kann doch wirklich nichts dafür, dass ich am intelligentesten bin!". Rattle schlug mit der Faust auf den Tisch. "Billie und ich haben 85 Punkte. Und du musst unbedingt 88 haben. Das ist doch nicht fair, oder? Du hättest dich nur ein kleines bißchen weniger anstrengen müssen, dann hätten wir alle 85 gehabt". Er sah zu Billie. "Hab ich recht, Bill?". Billie nickte bedenklich.

Hier hat Serge die Nase vorn:

"Okay, Leute", sagte Serge. "Erstmal möchte ich feststellen, dass wir alle drei den Job bekommen haben. Was wollt ihr noch mehr?" Er bestellte eine Runde Malt Beer für alle. "Und außerdem braucht ihr jemand mit Intelligenz, jetzt wo wir arbeiten müssen und nicht viel Zeit zum Shoppen haben!". "Ja, ist ja schon gut. Du hast ja recht. Was meinst du, Billie?", fragte Rattle den bescheiden vor sich hin blickenden Billie. "Na gut, dann soll Sergeant sagen, was wir machen sollen", antwortete Billie leise.

Nach dem ersten Monat Arbeit in den Werkshallen am Airport stellten Rattle, Serge, und Billie gemeinsam fest, dass ihre Paychecks, ihre Auszahlungen, nicht gerade üppig waren. Sie stellten weiterhin fest, dass sie mehr Geld brauchten für ihre diversen Vergnügungen in den Clubs. Also nahmen sie wieder ihre ursprüngliche Arbeit auf, zusätzlich, versteht sich. Sie gingen wieder shoppen.

"Shopping" ist für Rattle, Serge, und Billie ganz einfach Shoplifting, wovon sie bisher recht gut gelebt haben. Bisher waren sie hauptsächlich um die Mittagszeit auf Tour gewesen, dann, wenn in den Läden viel los war und ihre Langfinger nicht auffielen. Jetzt, wo sie eine gering bezahlte Arbeit hatten, mussten sie ihre Shoplifting-Tätigkeit in die Abendstunden verlegen, was nicht ohne Risiko sein würde.

Ihre Taktik musste demnach noch ausgefeilter werden. Rattle war immer derjenige, der die Sachen einsteckte. Billie blieb im Hintergrund, beobachtete das Umfeld und warnte das Team, falls Gefahr aufzog. Serge gab sich unauffällig und übernahm die Ware von Rattle, um sie nach draußen zu bringen. Das war der riskanteste Teil des Jobs und erforderte viel Übersicht und Handlungsfähigkeit, zur Not auch einen sportlichen Sprint. Dass Serge diesen Part schon immer übernommen hatte, wurde ihm ja gerade quasi amtlich per Intelligenztest zugestanden.

Naheliegend war es, nach der Mechanik-Arbeit einfach rüber zu gehen zum Tom Bradley Terminal und dem dortigen Duty Free Shop einen Besuch abzustatten. Ihre Shopping-Tour sollte sich diesmal auf die teuren Uhren konzentrieren. Arbeitsteilung wie immer. Billie schlenderte durch die Reihen und sondierte das Terrain. Rattle sah sich die Uhren an und warf ab und zu einen Blick in Richtung Billie, um das vereinbarte Zeichen nicht zu verpassen. Immer wenn Billie an seine weiße Mütze griff und sie um 180 Grad verdrehte, so dass der Schirm im Nacken hing, war die Luft rein und Rattle konnte zugreifen. So auch jetzt. Mit wenigen blitzschnellen Bewegungen raffte er einige der Auslagen in seinen Rucksack, dabei das Operationsfeld sorgsam mit dem Köper abdeckend. Darauf entfernte er sich langsam und weitere Auslagen studierend vom Tatort. Inzwischen hatte sich Serge in die Nähe von Rattle begeben. Zwischen mehreren Ansichtskartenständern streifte Serge wie zufällig Rattles Rucksack von dessen Schulter und schritt darauf mitsamt Rucksack nonchalant in Richtung Ausgang. Rattle nahm in dieser Zeit zwei Postkarten vom Ständer und ging zur Kasse, um zu bezahlen. Billie kam auch an mit einer Tüte Snacks.

Alles war wie immer, Serge trat aus dem Shop-Ausgang und blinzelte der strahlenden Sonne entgegen. Geblendet nahm er zunächst nicht die zwei Gestalten wahr, die sich ihm genähert hatten. Erst als er angesprochen wurde, sah er sich zwei dunkel gekleideten und ernst, aber fast ein wenig unbeteiligt wirkenden, hochgewachsenen Männern gegenüber. Sein erster Impuls war, so schnell wie möglich abzuhauen, doch der eine Mann hatte ihn schon am Arm gepackt und das tat weh. Der andere sagte: "Kommen Sie bitte mit uns!".

Serge hatte keine Wahl. Er wusste, was auf ihn zukommen würde. Rattle und Billie waren gerade aus dem Shop gekommen und sahen noch, wie die Wachleute ihren Serge in eine schwarze Limousine hineindrückten, einstiegen und abfuhren. Sie sahen sich an. "Große Sch....e!". Es war ihnen zum Heulen. "Ich versteh' das nicht", sagte Billie, "Da ist der Sergeant der intelligenteste von uns allen, und dann lässt er sich erwischen - so ein verdammter Idiot!". Rattle sah ihn schief an. "Weißt du was? Ich glaube, intelligent sein heißt gar nichts. Was nützen ihm jetzt seine 88 - heh?". "Du hast recht, 85 ist auf jeden Fall sicherer!". Beide seufzten, dachten an Serge und waren heilfroh, davongekommen zu sein.

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Intelligenztest
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