Meine Welt

30.4.2022

Vor einigen Jahren machte ich eine ausgedehnte Weltreise, die mich rund um die Welt führte. Die schönen Erinnerungen und Erlebnisse haben in mir den Wunsch geweckt, wieder auf Reisen zu gehen. Im Unterschied zu meiner damaligen Weltreise, die sequentiell von Ziel zu Ziel ablief, soll es diesmal punktuelles Reisen sein, von Ort zu Ort.

Brasilia

Vor allem wollte ich Orte und Gegenden besuchen, die vom Tourismus übersehen oder ignoriert werden. Die Rede ist hier nicht von Neapel. Auf dem Globus finden sich viele weiße Flecken (bildlich für unbekannte oder unbesuchte Gebiete). Zum Beispiel Brasília. Kein Tourist weit und breit. So konnte ich unbeschwert die schönsten Plätze der Stadt erkunden, zum Beispiel das Brasiia Shopping Center, die Liberty Mall, das Shopping Conjunto Nacional Brasilia, und viele mehr.

Neuquén

Von Brasilia ist es nicht weit nach Neuquén in der Mitte Argentiniens. Nach einer flüchtigen Besichtigung der Innenstadt strebte ich zum Club Alemán am Rio Neuquén. Der Club ist allerdings geschlossen, so dass ich auch dort keine Touristen antraf.

Antarktis Neumayer-Station

Ein wirklich weißer Fleck liegt in der Antarktis. Die dortigen Einwohner leben in der Neumayer Station in der Atka-Bucht am Nordrand des Ekström-Schelfeises. Wenn man im im Rundumblick das Gelände bis zum Horizont absucht, was ich getan habe, sieht man keinen einzigen Touristen, geschweige denn einen Menschen. Pinguine schon. Es ist ein schöner Ort, nur etwas beengt innerhalb der Station. Ich interviewte die Ärztin Aurelia Hölzer zur Befindlichkeit des Forschungsteams. "Allen geht es gut! Der Winter war lang und dunkel, aber wir hatten viel zu tun und die Zeit verflog im Nu. Am schönsten war unsere Weihnachtsfeier mit Weihnachtsbaum und Weihnachtsessen. Zum Festessen gab es frisch erlegtes Eisbären-Steak. Nur Benita, unsere Vegetarierin, begnügte sich mit Salat aus unserer hydroponischen Anlage".

Atlantium

Bald wurde es mir zu kalt da unten und ich suchte ein wärmeres Plätzchen in Australien. Da fiel mir die Mikronation Atlantium auf. Sie befindet sich auf einem 80 Hektar großen, hügeligen Buschland rund 350 Kilometer südlich von Sydney und charakterisiert sich als "the smallest country in Australia". Atlantium hat eine Regierung, eine Währung, eine eigene Flagge und eine Hymne, sowie Briefmarken. Das Jahr hat statt 12 nur 10 Monate. Rund dreitausend Einwohner sind registriert. Diese leben in 100 Ländern der Erde und sind nie vor Ort. George Cruickshank, Gründer und Präsident von Atlantium, ist jedoch am Wochenende in der Hauptstadt Concordia, um zu regieren. Cruickshank betont, dass Atlantium ein Staat ist gemäß der Montevideo Convention: es hat eine permanente Bevölkerung, ein definiertes Territorium, eine Regierung, und Möglichkeiten, Beziehungen zu anderen Staaten aufzunehmen. Doch die australische Regierung ignoriert Atlantium weitgehend mit dem Hinweis: "We don't really care, so long as you keep paying taxes and follow the road rules." Eigentlich erübrigt sich der Hinweis, dass ich bei meinem Besuch in Atlantium keinen einzigen Touristen gesehen habe. George Cruickshank persönlich bestätigte meine Beobachtung mit der Bemerkung: "Alle Menschen dieser Welt sind willkommen in Atlantium!".

Das Interview mit Aurelia Hölzer und das Gespräch mit George Cruickshank führte ich auf Twister. Generell unterhalte ich mich mit den Leuten, die ich auf meinen Reisen kennenlerne, per Twister. Das geht sehr gut. Nur ab und zu verlasse ich meinen Ausguck (24" Diagonale), um mir einen Kaffee zu kochen. Faszinierend, meine Welt.

Die Welt, so wie sie ist, verstehen wir erst, wenn wir rausgehen und reisen. (Christian Schüle, Philosoph). Ja, genau, so machen wir das.

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