Das Metaversum

28.1.2022

Die Menschen leben heutzutage im Metaversum und nicht mehr im Universum. Es ist ein digitales Leben und es macht Spaß. In Deutschland gibt es noch nicht viel Spaß, weil Deutschland nicht digitalisiert ist. Alles ist hier analog: die Menschen, die Berge, die Bäume, die Frösche. Aber auch Deutschland kann durchaus aufholen und sich digitalisieren mit Hilfe des Metaversums.

Tim Sweeney, the chief executive of Epic, sagte zum Metaversum: "Defining the metaverse is difficult. The metaverse is not an App Store with a catalog of titles, In the metaverse, you and your friends and your appearance and cosmetics can go from place to place and have different experiences while remaining connected to each other socially.” [2]

Genau darum geht es: In ständiger und spielerischer Verbindung sein mit Menschen in der ganzen Welt, ob in Tokyo, Sao Paulo, oder Moskau, wobei Städte eigentlich gar nicht mehr existieren - es gibt nur noch eine riesige bunte Welt. Das Erscheinungsbild, das Design, die Inhalte und Bewegungsmuster dieser Welt werden von "Developers" und "Creators" geschaffen. Es sind dies die Programmierer von Computerspielen und es werden ihrer immer mehr. Von daher ist es ein pures Vergnügen, im neuen Metaversum zu leben.

lLeben im Metaversum (Gucci Garden)

Der Ursprung des Namens Metaversums wird so erklärt: "The term Metaverse comes from digital antiquity: Coined by the writer Neal Stephenson in his 1992 novel, “Snow Crash,” then reimagined as the Oasis in the Ernest Cline novel “Ready Player One,” it refers to a fully realized digital world that exists beyond the analog one in which we live". [2]

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat das Metaversum ausgerufen und arbeitet an der Realisierung der neuen Welt. Er hat Ende letzten Jahres die Gruppierung Meta Platforms Inc. bekannt gegeben. Diese börsennotierte Holding umfasst neben Facebook, Instagram und WhatsApp zum Beispiel auch Oculus (Virtual Reality) oder Novi – die digitale Geldbörse für die kommende Kryptowährung DIEM.

Das Metaverse Framework HORIZON bildet diese Welten ab:
Home: das beliebig gestaltete Zuhause
Worlds: die neuen illustren Welten (überall in der Welt)
Workrooms: die phantasievoll gestalteten Arbeitsstätten

Man kommt zusammen zum arbeiten, spielen, vergnügen. Man wähnt sich in einem Computerspiel, doch das Metaversum ist eine durch und durch reale virtuelle Welt. Niemand kann das besser erklären als Mark Zuckerberg. Auf der Annual Facebook AR/VR Conference präsentierte er in einem 80-minütigen Videofilm [3] das gesamte Metaversum und damit die Zukunft der Menschheit.

Wichtig sind neue Produkte für das Metaversum. Beliebt sind immer die Spiele und da gibt es Neuschöpfungen wie POPULATION: ONE (Kampfspiel)
BLADE & SORCERY / NOMAD (Kampfspiel, exklusiv für das Headset OCULUS QUEST 2)
Neuauflage Grand Theft Auto / San Andreas (Diebstahl)

Auch sonst gibt es für kreative Firmen viel Geld zu verdienen in der neuen Welt. Fitnessstudios und Sport wie in den Programmen Supernatural, FIT, und PLAYER 22 benötigen Abonnements, Geräte und Stärkungsmittel. Im Lernbereich gibt es Lernumgebungen, in die man eintauchen kann (immersive learning contents) wie coursera und edX. All diese Umgebungen werden für viel Geld von den Creators programmiert. So ist das neue Metaversum die von Mark Zuckerberg geschaffene größte Geldmaschine der Welt.

Auch die Avatar-Industrie geht rosigen Zeiten entgegen, denn jeder der 3 Milliarden Menschen, die im Metaversum leben (werden), benötigen einen Avatar, also ein virtuelles Ebenbild. Natürlich kann man auch als mehrere Avatare unterwegs sein, zum Beispiel um während einer Party in Sun City zur selben Zeit am Coastal Beach zu surfen. Die eigenen Bewegungen zu steuern ist gar nicht so schwer bei entsprechend ausgebildeter multi-tasking Fähigkeit. Und die verbalen Äußerungen auf der Party benötigen nur einen geringen Wortschatz.

Die wichtigste Frage für einen Avatar ist natürlich: was ziehe ich an?

Vanessa Friedman

Zunächst einmal hat der/die Avatar/in gar nichts an, muss also eingekleidet werden. Vanessa Friedmann von der New York Times hat sich dazu Gedanken gemacht [1]. Ihr Ausgangspunkt: "That is the promise of a virtual world: that you get to be anybody you want, unhampered by flesh, gravity, environment, expectations and economics — or maybe just the record you have created. That you get to play with the transformative power of fashion raised to the nth degree". Freiheit in jeder Beziehung. Sich selbst neu erfinden. Ganz anders sein als im ehemaligen irdischen Leben. Und selbstverständlich anders aussehen.

Man kann auch ein Kaninchen sein im Metaversum, oder ein schrecklicher Drache. In diesen Fällen ist das Erscheinungsbild mehr oder weniger festgelegt. Doch die meisten Avatare sind menschenähnlich und bedürfen einer angemessenen Bekleidung, die einem selbst am liebsten ist und die der eigenen gewünschten Rolle am ehesten entspricht. Vanessa Friedman erklärt: "Dressing for the metaverse is like having a doll of yourself you can dress up, except the doll is not actually separate from you; it is you".

Mark Zuckerberg, als einfaches Beispiel, kleidet seinen Avatar genauso ein wie er sich selbst im realen Alltag (just-the-basics-clothes). Hierzu kommentiert Vanesa Friedmann: "Mark was reflecting the truth that how we express identity in virtual worlds is actually a fraught and complicated question disguised as an amusing game of diversion. And that, if his big bet is correct and the metaverse and the physical world become increasingly interconnected, it is a question that is only going to get more complicated".

Natürlich helfen eine Reihe von Modefirmen bei diesen komplexen Fragen. Über hundert Virtual Fashion Boutiques bieten ihre Produkte an, so wie DressX oder spielerisch Drest. Namhafte Firmen der Modebranche haben Divisions im Metaversum, so wie Gucci, Ralph Lauren, Balmain, Balenciaga, Diesel, Nike, und viele mehr. Im März soll eine Metaverse Fashion Week im Decentraland stattfinden. Man kann inzwischen alles bekommen im Metaversum, so auch ein "Immortality Dress" von Alejandro Delgado.

So ist die neue virtuelle Welt ein riesiger, ständig wachsender Markt. Alles, was die Frau braucht, ist dort zu haben, anzuprobieren, zu bestellen, und zu bezahlen. Jedes Kleidungsstück kann eigehend in jeder Hinsicht studiert und anprobiert werden - das Selbst ist ja als Avatar vor Ort. Spiegel sind nicht mehr nötig, denn man kann sich selbst in der jeweiligen Erscheinungsform betrachten und beurteilen. Angesichts dieser universellen Möglichkeiten ist es verständlich, dass die Ladengeschäfte im alten irdischen Universum nicht mehr benötigt werden. Der Verkauf findet jetzt im Metaversum statt.

Der König des Metaversums

So vorteilhaft das Leben da oben auch ist, es gibt einen gravierenden Nachteil. Diesen musste kürzlich auch Zora kennenlernen, als sie sich mit ihren Freundinnen in der Makoto Sushi Bar in Shinjuku, Tokyo zu einem kleinen Imbiss traf. Sie hatte Nigiri Sushi bestellt. Als dieses vor ihr stand, versuchte sie, die Köstlichkeit zu essen, doch es ging nicht. Ihr Avatar schob zwar die Röllchen in den Mund, aber sie spürte überhaupt nichts. Das war eine große Enttäuschung. Vielleicht war sie in diesem Moment einfach zu weit von Tokyo entfernt.

Es ist genauso nicht möglich, eine Currywurst im Metaversum zu essen. Die einzige Chance besteht darin, Erna Wursts Wurstmobil in Wolfsburg zu besuchen und eine "Schröder" zu bestellen [4].

Quellen:

[1] https://www.nytimes.com/2022/01/20/style/metaverse-fashion.html
[2] https://www.nytimes.com/2021/07/10/style/metaverse-virtual-worlds.html
Mark Zuckerberg erklärt das Metaversum:
[3] https://www.youtube.com/watch?v=XOn2CZWnxxY
Trapped in the Metaverse:
https://www.youtube.com/watch?v=rtLTZUaMSDQ
https://de.wikipedia.org/wiki/Metaversum
https://www.boersenwissen-aktuell.de/megatrend-metaverse/?af=SEM_I_MKR_sGAW_ADC_Megatrend-Metaverse_X-Suche&gclid=EAIaIQobChMIk8bxno3P9QIVhdKyCh3AJwPwEAAYAiAAEgJWg_D_BwE
https://www.dressx.com/
[4] http://www.p-domain.de/meldungen/die-schroeder.html