Moby Mart

7.12.2017

Ein Blick in die Gegenwart:

Sie gehen in einen Laden, nehmen sich, was Sie brauchen, und gehen wieder hinaus.

Ganz einfach. Im Amazon Go, einem Geschäft in Seattle ohne Personal, muss sich der Kunde allerdings dem Scanner am Eingang mit seinem Smartphone zu erkennen geben. Wenn er mit vollen Tüten den Laden verlässt, werden die mitgenommenen Waren von einem Scanner erfasst. Der Rechnungsbetrag wird automatisch vom Amazon Konto des Kunden abgebucht.

In China sind "Automatic Shops" schon weit verbreitet. Es gibt derzeit 150 BingoBox-Läden und tausende sind in Planung. Auf jeweils 10 Quadratmetern wird alles geboten, was der Mensch braucht. Alibaba eröffnete automatische Tao Cafés. Dort wird der Kunde beim Eintritt per Gesichterkennung identifiziert und bezahlt nach dem Verzehr per Smartphone Scan. Den Kunden persönlich kennenzulernen ist für den Computer eine zusätzliche Sicherheit, dass das Bezahlphone in den richtigen Händen ist.

Der Trend: keine Kasse, kein Personal. Point of Sale war früher die Kasse, jetzt ist es der Ausgangsscanner.

Alle Läden in der realen Welt fechten einen Kampf gegen die Online-Shops aus. Auf der einen Seite müssen die Preise ähnlich niedrig sein wie im Internet (Werbeslogan "Billig wie im Internet"), auf der anderen Seite muss die Ware zum Kunden kommen und nicht umgekehrt. Der "Digital Native" von heute ist bequem. Übers Display wischen, ein bisschen draufklopfen und schon ist die Ware zum Digital Home unterwegs. Kein Menschkontakt nötig.

Moby Mart On Demand Shopping

Das Lieferproblem wird in Shanghai mit einer interessanten Variante gelöst. Wie oft kommt es vor, dass man nach dem Verlassen des Kinos Hunger hat (oder Durst). Was liegt da näher, als Essen (oder Cola) zu bestellen? Nun ist man ja nicht zuhause. Also muss das Essen eben zum Kino kommen. Ein wenig Fingerübung auf dem Phone und schon zehn Minuten später gleitet der Elektro - Moby Mart heran. Das ist ein autonomer futuristisch anmutender verglaster Kiosk, natürlich ohne Fahrer und ohne Verkaufspersonal. Now you simply swipe in and then swipe out. Identität per Smartphone übergeben, Sushi aus dem Kühlfach nehmen, und am Ausgangsscaner beiläufig das Phone vorbeiziehen.

Das Moby Mart Fahrzeug gleitet nun weiter zum nächsten Besteller. So gelangt die Ware zum Kunden, easy, geräuschlos, problemlos, eben einfach so, wie das heutzutage sein muss. Man braucht jetzt natürlich keine stationären Läden mehr.

Doch halt. Frauen gehen gerne in einen Shop (Laden), um Produkte anzusehen und auszuprobieren. Die Sephora Kosmetikkette in Frankreich verbindet das In-Shop-Erlebnis mit der Internet-Chat-Snap-Apps-Welt. So kann die Frau ganz real Make-Ups durchspielen (mit dem Virtual Artist) und sich in Echtzeit ihren Freundinnen auf deren Smartphones präsentieren. Bei allgemeiner Zustimmung kauft sie die Produkte. Diese Verlaufstechnik bindet Frauen an Sephora, so dass sie immer wieder kommen.

Lidl baut seine Präsenz in den USA aus. Natürlich unter Beachtung möglichst geringer Personalkosten. Trotzdem gibt es dort noch Kassiererinnen. Warum? Um den Kunden sagen zu können, wo sie bestimmte Produkte finden. Natürlich werden auch diese Kassiererinnen in Zukunft entfallen. Um ein Produkt zu finden, genügt es, mit der Lidl-App in das Geschäft zu gehen und per Sucheingabe das Produkt zu finden anhand eines detaillierten Lageplans. Die Lidl-App kennt den Aufenthaltsort des Kunden und weiß, in welcher Lidl-Filiale er sich aufhält.

Computer wissen mehr und sind überall. Menschen, wenn sie nicht gerade Kunden sind, stören das Geschäft. Leider werden es aber immer Menschen auf der Welt. Jeden Tag gibt es 230.000 neue Menschen. Man kann für sie nur hoffen, dass es alles Kunden sind. Wenn nicht, Pech gehabt.

Hinweis: Es wird Zeit, dass die Akquisition von Waren dem Menschen angepasst wird. Es kann doch nicht so weitergehen mit dem Einkaufen.

Quelle:
http://www.bbc.co.uk/news/resources/idt-sh/disruptors_how_may_I_help_you