Mouea

24.10.2014

Jeden Morgen besucht mich Mouea (Mouse Eater). Wir frühstücken gemeinsam - sie draußen, ich drinnen.

Mouea ist eine Katze mit besonderem Geschmack und Gespür. Während ich das Frühstück zubereite, operiert sie in Sichtweite. Sie hat auf dem Nachbargrundstück (Naturwiese) ein ausgedehntes Mäusewohngebiet ausgemacht und beschafft sich dort ihre morgendliche Mahlzeit. Dabei geht sie katzenmäßig vor: schnuppern, lauschen, anschleichen, ansitzen, Mäuseeingang beobachten, ruhig verhalten, warten.

Mäusewohngebiet
Mouea

Manchmal bin ich mit Teekochen, Brötchen toasten, Tisch decken usw. schon fertig und Mouea sitzt immer noch an. Ich kann ihr bei der Jagd nicht helfen. Meine Jagderfahrung beschränkt sich auf die Suche und Inbesitznahme von essbaren Artikeln im Supermarkt. Doch schon mehr als einmal konnte ich Mouea bei ihrem Katzenfrühstück beobachten, man sagt auch "mit Haut und Haaren". Ich bevorzuge Honigbrötchen, kann aber Moueas Geschmacksrichtung durchaus verstehen. Immerhin nimmt sie ein echtes Naturprodukt ein und handelt damit ökologisch korrekt!

Wir beide sind Connaisseure und nehmen das, was der Kühlschrank bzw. die Wiese bietet. Auch was unsere Rituale anbelangt sind wir uns sehr gleich. Der einzige Unterschied mag sein, dass ich noch Butter hinzunehme. Doch solche Details sind unerheblich. Im großen und ganzen sind wir Lebewesen mit dem Instinkt zu überleben. Und das fängt beim Frühstück an.

Am Wochenende, wenn ich den großen Eintopf koche, leistet mir Mouea auch mittags Gesellschaft. Ich frage mich allmählich, wie es um die Mäusefamilie bestellt ist, denn allzu zahlreich kann sie nicht mehr sein (könnte man sich denken). Unter optimalen Bedingungen, die hier sicherlich gegeben sind, werfen Mausmütter alle 20 Tage bis zu mehr als 10 Junge. Das heißt, dass Mouea offensichtlich und erfolgreich verhindert, dass es im Mäusebau zu eng wird. Dass die Natur vor meinen Augen so perfekt organisiert ist, beruhigt mich sehr.

Kürzlich habe ich auf dem Rasen hinter dem Haus eine Menge weißer Federn entdeckt, in größerem Radius um einen flachen Stein verstreut, auf dem oftmals Bachstelzen Platz nehmen und mit dem Schwanz wippen. Ich nehme an, dass es sich dabei um die Überreste von Moueas Abendessen handelt. In Betracht dieser Mahlzeitgattung nenne ich sie seither hinter dem Haus Biea (Bird Eater).

Ich weiß nicht, wo Mouea alias Biea wohnt, aber sie ist eine sehr ausgeglichene Persönlichkeit und ein richtiges Gewohnheitstier - so wie ich. Kann man denn noch mehr eins sein mit der Natur?

Nachtrag:

Auf dem Nachbargrundstück wird bald gebaut werden. Auf der anderen Seite ist jedoch noch ein Wiesengrundstück gelegen. Wenn der Bagger anrückt, muss die Mäusefamilie umziehen. Ich denke, Mouea weiß, was dann zu tun ist.