Mayflower II

19.12.2020

Nach etlichen Jahren als Frachtschiff stach das Segelschiff Mayflower am 6. September 1620 in See, um Auswanderer (Pilgrim Fathers) aus England nach Amerika zu bringen. Die Reise startete in Plymouth, Südwest-England und endete - nach Überwinterung auf Cape Cod - am 21. März 1621 im heutigen Plymouth, Massachusetts, ca. 50 Kilometer südöstlich von Boston. Im Jahr 1624 wurde die Mayflower verschrottet.

Mayflower II

Die Überfahrt der Mayflower gilt vielen als die eigentliche Besiedelung Nordamerikas und wird entsprechend gefeiert. Im Jahr 2020 jährte sich dieses Ereignis zum 400sten Mal. Ein besonderes Gedenken sollte gesetzt werden durch die Fahrt der Nachfolgerin Mayflower II von Plymouth, England, nach Plymouth, USA. Sie sollte am 6. September, also genau 400 Jahre nach der Mayflower I in See stechen. Technische Schwierigkeiten verhinderten dieses Vorhaben. Statt dessen wurden die letzten Monate im laufenden Jahr für Testfahrten genutzt.

Die Mayflower II ist ein hochseetüchtiger Trimaran, gebaut von der Marine Research and Exploration Organisation Promare, in Zusammenarbeit mit der Firma IBM, die ein "intelligentes" Navigationssystem beisteuert. Der Trimaran mit der Bezeichnung "Mayflower Autonomous Ship" (MAS) segelt die 5.152 Kilometer lange Atlantikstrecke ohne Besatzung, das heißt, ganz allein und autonom. Angetrieben wird MAS von Wind- und Solarenergie, und einem Hilfs-Dieselaggregat. Die Steuerung übernimmt der "AI-Captain", entwickelt von IBM.

Mayflower I und II

Die Herausforderung ist groß. Es ist nicht allein das Wetter mit heftigen Stürmen, hohen Wellen, Brechern, starken Strömungen, das enorme Schwierigkeiten bei der Überfahrt bereiten wird. Es sind vor allem auch Hindernisse wie andere Schiffe und verlorene Fracht (Container), die als gefährliche Objekte im Weg sein können. Das Besondere an Mayflower II ist nun, dass sie selbsttätig und völlig autonom - ohne Hilfe von Land - navigiert. Sie ist in der Lage Objekte zu erkennen, zu klassifizieren, und zu umfahren. Der AI-Captain hat genügend künstliche Intelligenz, erworben in monatelangem Training, um solche Aufgaben zu meistern.

Donn Scott, Technikchef

Donn Scott, Technikchef, sagt dazu: "Für das Kernproblem der Interaktion mit Schiffen benutzen wir eine automatisierte Software aus der Finanzindustrie. Deren Fähigkeit zur Entscheidungsfindung haben wir noch einmal vergrößert. Auf gewisse Weise hat das Schiff mehr Ähnlichkeit mit einer modernen Bank als mit der alten Mayflower."

Brett Phaneuf, Projektleiter

Brett Phaneuf, Projektleiter, äußert sich hingegen philosophisch: "Ich glaube, die stärkste Parallele zwischen diesem Vorhaben und dem Original vor 400 Jahren ist, dass wir nicht sicher sind, ob es klappt."