Zeppelin

30.7.2022

Ein Luftschiff ist - wie der Name andeutet - ein stromlinienförmiges Schiff, das in der Luft schwimmt. Das ist möglich, weil das gasgefüllte Schiff leichter als Luft ist. Es ist ein wunderlicher Anblick, wenn ein solches Gebilde unter dem Surren der Motoren langsam über den Himmel zieht. Am Bodensee fährt der Zeppelin NT Ausflügler durch die Luft, ausgehend von seinem Start- und Landeplatz am Flughafen in Friedrichshafen. Der weiße Zeppelin gehört zum Bodensee wie die Alpen im Hintergrund.

Zeppelin NT

Namensgeber der Zeppeline ist ihr Erfinder Ferdinand Graf von Zeppelin. Am 13. August 1898 erhielt er ein Patent für einen „Lenkbaren Luftfahrzeug mit mehreren hintereinander angeordneten Tragkörpern“ (Kaiserliches Patentamt, Patentschrift No. 98580) [*]. In der Entwicklungsphase wurden in den Jahren 1898 bis 1908 die Zeppeline LZ1, LZ2, LZ3 und LZ4 gebaut. Der LZ3 legte insgesamt 4398 Kilometer zurück. Der LZ4 verbrannte 1908 auf dem Boden, ein Ereignis, das womöglich das Ende der weiteren Entwicklung gewesen wäre, hätte nicht einer der zahlreichen Zuschauer spontan eine Spendenaktion gestartet, die eine beispiellose Welle der Hilfsbereitschaft im ganzen Land auslöste. Die "Zeppelinspende des deutschen Volkes" erbrachte die enorme Summe von 6 Millionen Mark (38 Millionen Euro) und bildete die Basis zur Gründung der Luftschiffbau Zeppelin GmbH [*].

Landung eines Zeppelins in München im April 1909

Bis zum ersten Weltkrieg wurden 17 weitere Zeppeline gebaut (LZ5 bis LZ21), von denen 11 beschädigt oder zerstört wurden. Während des Krieges wurden 93 Luftschiffe gebaut, die im Einsatz fast alle durch Bombenbeschuss und Artillerie sowie Unfälle zerstört wurden. Nach dem ersten Weltkrieg wurden noch einmal 11 Zeppeline gebaut. Darunter das größte Luftschiff aller Zeiten, die LZ129 Hindenburg. Diese sollte ursprünglich Helium als Trägergas verwenden, doch Helium unterlag dem amerikanischen Embargo gegen Deutschland. So geschah der tragische Unfall am 6. Mai 1937 bei der Landung in Lakehurst, USA, bei welcher sich der Wasserstoff entzündete und in der Folge das gesamte Luftschiff zerstörte. Das bedeutete das vorläufige Ende der Zeppelin-Luftschifffahrt.

In der Gesamtbilanz forderte die Luftschifffahrt von ihrem Beginn bis zum Jahr 1938 rund 500 Todesopfer.

Auch in den USA und in Großbritannien wurden Luftschiffe gebaut. 1919 flog die britische R-34 über den Atlantik und zurück. Zentrum der amerikanischen Luftschifffahrt war Akron, Ohio. Dort wurde das Goodyear-Zeppelin Airdock (Hangar) im Jahre 1929 mit einer Fläche von 34.000qm errichtet. Die USS Akron war das erste Luftschiff der Goodyear Zeppelin Corporation, das in diesem Hangar gebaut wurde. Die Taufe fand im August 1931 statt. Unter den mehr als 80.000 Anwesenden waren auch die First Lady Lou Henry Hoover und die Flugpionierin Amelia Earhart. Am 4. April 1931 geriet die USS Akron in einen heftigen Sturm vor Neu England und brach entzwei. 73 Menschen kamen ums Leben. Das Schwesterschiff, die USS Macron, die zwei Jahre später gebaut wurde, geriet am 12. Februar 1935 in einen Sturm vor Big Sur, Kalifornien, und stürzte ins Meer, wobei zwei Menschen starben.

Eine wichtige Rolle beim Bau der Goodyear Zeppeline spielte Karl Arnstein, der im Jahr 1915 von Graf Zeppelin als Chef-Konstrukteur der Luftschiffbau Zeppelin eingestellt wurde. Er war maßgeblich an der Entwicklung der LZ126, der USS Los Angeles, auch "AmerikaLuftschiff" genannt, beteiligt.
Im Jahr 1924 ging Arnstein als leitender Ingenieur (und später Vice-President) zur Good Year Zeppelin Corporation nach Akron,Ohio. Dort konstruierte er 230 Prall- und 80 Starrluftschiffe, darunter auch die USS Akron und die USS Macon.

Eine Wiederbelebung der transatlantischen Luftschifffahrt nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aufgrund der rasanten Weiterentwicklung der Flugzeuge in diesen Jahren nicht einmal mehr versucht. Zu offensichtlich waren die Nachteile der Luftschiffe: Flugzeuge erzielten schon damals eine noch viel größere Geschwindigkeit. Gemessen an der Zahl der beförderten Passagiere war der Betrieb der Luftschiffe äußerst aufwändig und erforderte viel Personal. Mitunter waren mehr Mannschaftsmitglieder als Fahrgäste an Bord, und am Boden wurden bei Start und Landung große Hilfsmannschaften benötigt. Zudem mussten auf den Flugplätzen entsprechend große Luftschiffhallen bereitgestellt werden. Der deutlich geringere Komfort der Flugzeuge wurde fortan in Kauf genommen.
Im und nach dem Zweiten Weltkrieg fanden Luftschiffe nur noch in Bereichen Verwendung, die gut von kleineren, billigeren und flexibleren Prallluftschiffen ausgefüllt werden konnten, etwa als Militärluftschiff, für Langzeitbeobachtungen, touristische Rundfahrten oder für Werbung.

Immer wieder wurde auch vorgeschlagen, dass Starrluftschiffe als Schwerlasttransporter eine Zukunft haben könnten, insbesondere um extrem große und sperrige Lasten in schlecht erschlossene Gebiete zu liefern. Ein entsprechendes Projekt in jüngerer Zeit war das halbstarre Luftschiff CL160 der Cargolifter AG. Obwohl es um 2000 herum bereits recht weit fortgeschritten war, wurde der Bau eingestellt, als die Firma im Mai 2002 Insolvenz anmelden musste. Am 24. August 2005 bekam darauf die Zeppelin Luftschifftechnik GmbH den Zuschlag für den Kauf der immateriellen Güter (Archive, Aufzeichnungen) aus dem Insolvenzbestand der Cargolifter AG. So sollen das Wissen und die gesammelten Erfahrungen dieses Großluftschiffprojekts für Deutschland erhalten bleiben [*].

Seit 2004 befindet sich in der Cargolifter-Luftschiffhalle, dem größten freitragenden Gebäudes der Welt, der Freizeitpark Tropical Islands., ca. 60 Kilometer südöstlich von Berlin.

Somit dreht der Zeppelin NT am Bodensee und in Kalifornien weiter seine Runden als Überlebender der Luftschifffahrtgeschichte. Doch die Idee "Leichter als Luft" lebt weiter in den USA. Im Jahr 2012 lernte Sergey Brin (Begründer von Google zusammen mit Larry Page) den Zeppelin NT kennen, der vom Flugfeld Moffett Field (NASA) in Kalifornien aus Rundflüge durchführt. Er fand den Zeppelin so gut, dass er beschloss, sein eigenes Luftfahrtschiff zu bauen.

Pathfinder Luftschiff im LTA Hangar in Akron

Ein Jahr später gründete er die Firma LTA (Lighter Than Air) und siedelte diese im historischen Akron Hangar in Ohio an. Das Ziel war und ist, ein modernes Luftschiff auf der Basis neuester Technologien zu entwickeln. Es soll schwere Lasten in Katastrophengebiete tragen können und sich auch sonst nützlich machen, frei von umweltschädlichen Abgasen, da ein Wasserstoffantrieb zur Anwendung kommt. Die Hülle ist mit dem Trägergas Helium gefüllt.

Nach über hundert Jahren ist das Staunen über Luftschiffe immer noch neu. So sagt Andrea Deyling, Pilotin und Direktorin der Airship Operations der LTA Research: "Flying an airship is unlike flying any other aircraft because it’s lighter than air and floats, instead of sinks, when you put the power at idle".

Im Jahr 2017 wurde ein erstes 15 Meter langes "Baby Airship" zu Versuchszwecken gebaut. Danach entstand Pathfinder 1 mit einer Länge zweimal so groß wie die eines Jumbo Jets. Der noch größere Pathfinder 3 ist im Bau. Neue Materialien für die Außenhülle wurden am Akron College of Engineering and Polymer Science schon am "Baby" erprobt. Der Aufbau der Pathfinder Luftschiffe wurde vereinfacht und beschleunigt, indem das ganze Schiff unter Computerkontrolle gedreht werden kann und somit leichter zugänglich und bearbeitbar ist.

Die ZLT Zeppelin Luftschifftechnik GmbH unterstützt LTA durch Beliefern mit Teilen wie Finnen und Ruder sowie Komponenten der Passagierkabine.

Die Pathfinder 1 soll in diesem Jahr fliegen, die Pathfinder 3 im nächsten Jahr. Wir werden die Aktivitäten beobachten und berichten.


Quellen:

https://www.bbc.com/future/article/20220621-the-giant-hangar-poised-for-an-aviation-revolution
[*] https://de.wikipedia.org/wiki/Zeppelin
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Zeppeline
https://zeppelinflug.de/de/zeppelin-fluege/rundfluege-friedrichshafen?gclid=EAIaIQobChMIu53g1MWU-QIVmOd3Ch33wQmnEAAYASAAEgKoBvD_BwE
https://de.wikipedia.org/wiki/David_Schwarz
https://www.ltaresearch.com
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Arnstein
https://de.wikipedia.org/wiki/LZ_126
https://www.n-tv.de/leben/Eine-Zeppelin-Kutschfahrt-durch-die-Luefte-article23474264.html