Burnout

26.6.2019

Wer hat keinen Burnout? Alle haben Burnout!

In Großbritannien leiden 595.000 Menschen unter arbeitsbedingtem Burnout. Die World Health Organisation (WHO) definiert Burnout als ein Syndrom verursacht durch chronischen Stress am Arbeitsplatz gekennzeichnet durch Erschöpfung, innerer Kündigung, und mangelhafter Leistung.

Die Ursachen sind meist Überforderung und negative Selbsteinschätzung. Menschen mit Burnout arbeiten unter Zeitdruck mit - aus ihrer Sicht - unbefriedigendem Ergebnis. Permanente Unzufriedenheit gepaart mit dem Eindruck, es nicht zu schaffen, erzeugt bald Motivationslosigkeit bis hin zu Passivität und Verweigerung.

Manche Burnout-Opfer sind nicht geeignet für ihren Job. Da ist zum Beispiel der Marketing-Manager, der noch nie Anerkennung für seinen immensen Arbeitsaufwand bekommen hat. Verantwortlich für Umsatzsteigerungen im Food-Bereich der Handelskette PrimaVista hat er alle Konserven mit neu gestylten Etiketten versehen (alles selbst entworfen), nach Größe und Farbe sortieren lassen in allen Filialen und eine Broschüre für die Kunden drucken lassen, in der erklärt wird, was in den Dosen ist je nach Farbe des Etiketts. Ein perfektes System. Der Umsatz ging leicht zurück, erholte sich aber wieder. Es ist klar, dass dieser Mann fehl am Platz ist, obwohl er sich bemüht hat. Nach der Versetzung in die Logistikabteilung mit deutlich weniger Gehalt ist der Burnout verschwunden.

Mehr im Verborgenen und deshalb noch nicht Gegenstand der Forschung ist der private Burnout.

Davon sind wesentlich mehr Menschen betroffen als vom Arbeitsburnout. Es dauert ein paar Jahrzehnte bis jeder einmal erkennt, dass er in einer Tretmühle steckt, der er nicht entkommen kann. Nachdem Abe Neremy im schleswigholsteinischen Schuby errechnete, dass er in den vergangenen 30 Jahren 32.850mal die Zähne geputzt hat, heulte er hemmungslos. Weitere Zahlen verschlimmerten sein Lage: 10.950 mal Frühstück zubereitet, Mittagessen gekocht, Abendbrot gestrichen. 1.560 mal Wäsche gewaschen, Auto gewaschen, Rasen gemäht. Dagegen sind "nur" 30 Steuererklärungen fast Lappalien, obwohl Abe dabei schon immer einen Nervenzusammenbruch erlitt.

Der private Burnout beginnt schon morgens beim Aufstehen mit dem Gefühl, ein Murmeltier zu sein. Oder Hamster. Wie schon beim Arbeitsburnout ist jegliche Motivation abhanden gekommen. Übrigens rät der Psychotherapeut Siobhán Murray in Dublin in solchen Fällen viel zu schlafen. Also nochmal umdrehen.

Viele versuchen, dem privaten Burnout zu entfliehen, indem sie aussteigen. Sie sind dann medienwirksame Aussteiger und leben entweder in Mal Pais oder in Auroville. Eine Zeit lang geht das gut. Doch auch das Leben als Burnoutaussteiger ist anstrengend. Sehr bald macht sich eine innere Unruhe breit. Es ist das Fehlen des gewohnten Burnoutgefühls, das zunehmend irritiert, verwirrt, paralysiert. Es handelt sich dabei um den noch unbekannten Aussteigerburnout.

Für den ultimativen Ratgeber ist es nicht einfach zu helfen. Es gibt einfach zu viele Burnoutvarianten, und täglich kommen neue dazu, zum Beispiel heute wieder der Höllenburnout (die existentielle Frage: komme ich in die Hölle oder in den Himmel) usw.

Es gibt nur einen Rat: arrangiere dich mit deinem Burnout. Akzeptiere ihn als deinen ganz persönlichen Freund. Du kennst ihn, er kennt dich. Ihr seid ein Paar. All deine Freunde und Bekannten kennen dich nur als Burnoutopfer. Enttäusche sie nicht.

Jeder spielt seine Rolle.

Quelle:
http://www.bbc.com/capital/story/20190610-how-to-tell-if-youve-got-pre-burnout