Pflanzen

"Darf ich sie streicheln?"

2.6.2015

Die Ernährung des Menschen basiert vollständig auf Pflanzen, entweder durch den direkten Verzehr, oder indirekt durch den Verzehr von pflanzenfressenden Tieren oder von Tierprodukten. Pflanzen sind überlebenswichtig. Deshalb ist es so wichtig, sie pfleglich zu behandeln.

Der Schutz vor Schädlingen und die Steigerung des Ertrags waren schon immer im Fokus der Landwirte. Meist wird dazu die "chemische Keule" eingesetzt. Doch es gibt eine Alternative. Schon im siebzehnten Jahrhundert bearbeiteten die Japaner ihre Weizen- und Gerstenfelder mit Mugifumi, das heißt mit "Getreidetreten". Gleich zu Beginn des Wachstums gehen ganze Schulklassen über die Felder und maltraitieren die Pflanzen, die dadurch jedoch keinen Schaden nehmen. Im Gegenteil. Heute weiß man, dass mechanischer Stress die Widerstandskraft steigert. Aber auch leichte Berührungen und Bewegungen haben positive Effekte: die Pflanze wächst nicht so schnell und wird dadurch kräftiger, sie ist widerstandsfähiger gegen Pilze, Bakterien und Viren, und somit ertragreicher.

Bäume, die ständig starkem Wind ausgesetzt sind, zum Beispiel an der Küste, entwickeln einen kräftigeren Stamm und trotzen so auch starken Windböen.

Vor kurzem wurde an der TU Braunschweig nachgewiesen: jede Pflanze, die das Gen AtGA2ox7 besitzt, das wiederum ein wachstumshemmendes Enzym produziert, kann durch Berührung und Bewegung gefördert werden.

Wissenschaftlich fundiert kann nun jeder Gartenbesitzer etwas für das Wohlergehen seiner Pflanzen tun: streicheln. Sanfte Berührungen, sachtes Streicheln der Blätter, herziges Drücken von Stengeln und Blüten, leichtes Zupfen und Liebkosen - all das verhilft der heimischen Flora zu höherem Widerstand, kräftigem Wuchs und Glücksgefühlen. Und wenn alle im Garten glücklich sind, ist auch der Gärtner glücklich.

Allerdings hält die Streichelwirkung nur einen Tag lang an. Das heißt, die Streicheleinheiten müssen mindestens einmal pro Tag appliziert werden. Der findige Gartenmanager automatisiert das natürlich, indem er kleine Streichelroboter installiert. Diese streifen unablässig durch Beete und berühren alle Pflanzen aufs freundschaftlichste. Gesteuert werden die Roboter mit der Streichel-Äpp.

In der Wohnung ist alles einfacher. Dort können die Topfpflanzen mit einem Maximum an ganz persönlicher Zuwendung rechnen. Man sollte es jedoch nicht übertreiben. Übersteigt die tägliche Streichelei ein bestimmtes Maß, hören die Pflanzen ganz auf zu wachsen, weil ihnen die immer wieder neu erbrachten Liebesbezeugungen zum Leben völlig ausreichen.