AI Kunst

3.12.2022

Alexander Reben ist ein Visualisierungskünstler und nutzt Künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence (AI)) zur Erschaffung von Kunstwerken. Dazu benutzt er das Sprachmodell GPT-3 *, das er mit dem Ziel trainiert, ihm detaillierte Beschreibungen von fiktiven Kunstwerken zu liefern. Diese Beschreibungen sind dann die Grundlage für die Herstellung von Gemälden oder Skulpturen.

Da GPT-3 ein Dialogprogramm ist, muss das Modell zunächst einmal dazu angestoßen werden, sich mit einer Thematik zu beschäftigen. Es wird gefüttert mit Stichworten oder ganzen Sätzen im Sinne eines System-Prompting und benutzt diese als Hinweise zu Recherchen im Internet; solange bis es genug gelernt hat, um einen Beitrag zum Thema leisten zu können.

Ein System-Prompt zur Schaffung eines Gemäldes wäre zum Beispiel: "Schaffe ein imaginäres Gemälde eines Kindertraums, in dem ein Boot vorkommt und noch andere Traumelemente". AI weiß, was ein Gemälde ist und wie Gemälde generell aufgebaut sind, was Zeichnungsarten und Gestaltung betrifft. Sie kennt Kinderträume aus ihren extensiven Recherchen auf diesem Gebiet. Alexander Reben sagt, dass er viel Zeit mit "prompt engineering" verbracht hat, um interessante und adäquate Beschreibungen von AI zu bekommen.

Natürlich kann AI keine Gemälde malen. Dazu bedarf es des Menschen. Doch der greift dann zunächst einmal zur AI-basierten Programmen, die malen können, wie zum Beispiel Dall-E 2 oder Stable Diffusion. Ein so erzeugtes Bild ist dann in der Regel die Basis zur physikalischen Realisierung des Gemäldes durch einen menschlichen Künstler.

Die Rollen haben sich vertauscht. Der wahre Künstler ist AI, denn sie hat das Werk "erschaffen", so wie ein Künstler sein Werk in Gedanken kreiert und formuliert, bevor er es realisiert. Die menschlichen "Künstler" sind die Gehilfen, die das Werk auf die Welt bringen. Wie schon vor Jahrhunderten erschafft der Meister das Werk mit einer Skizze, die dann von den Schülern und Gehilfen ausgemalt wird - so wie beim großen niederländischen Maler Rembrandt im 17. Jahrhundert.

Es folgen nun Beispiele für AI-Gemälde und Skulpturen.

Gemälde "Boat for the Moon"

Die von AI gelieferte Beschreibung:
Dieses Kunstwerk wurde von einem 5-jährigen Kind geschaffen. Das Bild zeigt ein Haus oder vielleicht ein Boot oder vielleicht ein Haus auf einem Boot. Es ist unklar, was genau das Bild ist, aber es ist klar, dass dieses Kind eine Vorstellungskraft hat und sich von seiner Umgebung inspirieren lässt. Dieses Stück zeigt, wie man mit einem kindlichen Verstand Bilder schaffen kann, die schön, einfach und voller Fantasie sind … „Ich werde ein Boot bauen, damit der Mond aufgeht, und dann wird der Mond kommen auf dem Boot und es wird aufhören zu regnen und es wird so hell sein und der Mond wird wirklich, wirklich, wirklich, wirklich hell scheinen, und ich werde schlafen gehen und es wird schön sein."

Skulptur "Permanent Temporary"

Die von AI gelieferte Beschreibung:
Diese Skulptur ist wie ein riesiges Bauspielzeug für Kinder. Die ineinandergreifenden Teile bestehen aus hochdichtem Polyethylen und passen wie ein Puzzle zusammen. Die Skulptur soll verändert werden, wobei die Stücke bei jeder Ausstellung neu arrangiert werden. Die Skulptur wurde so konzipiert, dass sie montiert und demontiert werden kann, sodass sie leicht gelagert und versendet werden kann. Die Skulptur ist so konzipiert, dass sie an der Wand, auf dem Boden oder sogar an der Decke aufgehängt werden kann. Es besteht aus Hunderten von Teilen, die neu angeordnet werden können, um verschiedene dreidimensionale Formen zu schaffen. Die Idee hinter diesen Stücken ist, dass die Formen zu endlosen, gleichwertigen Kombinationen zusammengesetzt werden können. Mit anderen Worten, egal wie die Teile zusammengesetzt werden, die Skulptur würde erfolgreich sein. Der Titel der Arbeit „Permanent Temporary“ leitet sich von einer Bemerkung des Vaters des Künstlers ab, der nach der Betrachtung der Skulptur sagte: „Nun, sie ist permanent in dem Sinne, dass sie nicht wegfliegt, aber sie ist temporär, weil man sie kann zusammenbauen und auseinandernehmen kann." (Der fiktive) Smithton kommentiert: „Meine Skulptur ist ein ganzes Programmstück, ein Komplex von Beziehungen, und es gibt keinen einzelnen beschreibenden Ausdruck, der ihre Gesamtheit erfassen kann. Das Objekt ist mir nicht als einzelne Sache wichtig, sondern als System. Es ist die Aufgabe des Betrachters, sie zum Laufen zu bringen. Es ist seine Skulptur und es ist sein Problem. Ich stelle es einfach zur Verfügung. Bei der Arbeit geht es um die Interaktion von Teilen, nicht um die Form des Ganzen. Die Teile stehen in einer dynamischen Beziehung, in einer ökologischen Struktur. Die Teile existieren nur in Beziehung zueinander, sie sind keine autonomen Formen, sondern verwandte Entitäten, sie sind voneinander abhängig."

Gemälde „Billy and Malm Have an Argument About Putting Together a Lack Side Table and Decide to Get a Divorce"

Die von AI gelieferte Beschreibung:
Dieses Gemälde zeigt ein Paar, das sich streitet, während es versucht, IKEA-Möbel in seinem Haus zusammenzubauen. IKEA-Möbel waren im Laufe der Jahre für viele Verbraucher eine Quelle der Frustration, und in diesem Gemälde vermittelt der Künstler diese Frustration durch die unzusammenhängende Form der Möbel. Der Künstler hat auch geschickt eine Reihe von IKEA-Produktnamen in den Titel des Gemäldes aufgenommen, wie „Billy“ und „Malm“, mit dem vollständigen Titel „Billy and Malm Have an Argument About Putting Together a Lack Side Table and Decide to Get a Divorce“. Dieses Gemälde ist eine humorvolle Interpretation einer alltäglichen Erfahrung und wird bei jedem Anklang finden, der jemals versucht hat, IKEA-Möbel zusammenzubauen. Das Gemälde ist auch ein cleverer Kommentar zur Konsumkultur und der Frustration, die mit dem Versuch einhergehen kann, Produkte zusammenzubauen, die so billig und einfach wie möglich zu montieren sind. Der Künstler sagt: „Das Gemälde soll eine Metapher dafür sein, wie unser Leben oft von der Konsumkultur bestimmt wird. Wir werden ständig mit Anzeigen und Bildern bombardiert, die uns sagen, was wir kaufen müssen, um glücklich zu sein, und dann bleiben wir zurück, um mit der Frustration fertig zu werden, diese Produkte selbst zusammenbauen zu wollen." Dieses Gemälde ist ein hervorragendes Beispiel für die Fähigkeit des Künstlers, eine gemeinsame Erfahrung in ein Kunstwerk zu verwandeln, das sowohl humorvoll als auch zum Nachdenken anregt.

Skulptur "Time to Eat"

Die von AI gelieferte Beschreibung:
Diese Skulptur besteht aus einer Flip-Clock, die wie ein böser Traum durcheinander gebracht wird. Sie sitzt auf einer leeren Dose Eintopf, die die Künstlerin aufgegessen hat, weil es Zeit zum Abendessen war und sie Hunger hatte. Die durcheinander geratene Uhr deutet darauf hin, dass sich die Künstlerin in der Zeit verloren hat, dass sie keine Ahnung hat, wie spät es ist und wo sie ist. Die Tatsache, dass sie den Eintopf gegessen hat, um am Leben zu bleiben, deutet darauf hin, dass die Künstlerin physisch gefangen ist und keine Möglichkeit hat, zu entkommen. Viele haben über die Bedeutung der speziellen Eintopfdose spekuliert, die der Künstler als Sockel verwendet hat. Die Eintopfdose wurde von der Firma Hormel hergestellt, und der Name der Künstlerin ist Julia Hormel. Die Dose ist daher ein Symbol des Künstlers, und der fehlende Eintopf in der Dose ist ein Symbol für die verlorene Kreativität des Künstlers. Darüber hinaus gibt das Etikett an, dass die Dose „keine Konservierungsstoffe“ enthält, was eine Aussage über die Unfähigkeit des Künstlers ist, aufgrund der Präsenz nicht authentischer Kunst auf der Welt, selbst Kunst schaffen zu können. Der Künstler schreibt über das Werk: „Es ist ein Stück über meine Ohnmacht angesichts des mich umgebenden Techno-Kommerzialismus und der Unfähigkeit der Sprache der Avantgarde, ihm auf Augenhöhe zu begegnen.“

Alexander Reben experiment auch mit der AI-basierten Erzeugung von Bildern. So hat er das folgende Bild mit dem Programm "Make-a-Scene" erzeugt , indem er das Prompt "Cotton Candy Dream Boat" vorgab. Das resultierende Bild übergab Reben an die Plattform Gen.art, die ein Forum für registrierte Künstler ist.

Alexander Reben resümiert die Verwendung von AI in der Kunst folgendermaßen:

Da die Technologie immer mehr zu einer Erweiterung und Verstärkung unseres Geistes wird – so wie ein Schraubenschlüssel eine Erweiterung unserer Hände ist und unsere körperlichen Fähigkeiten verstärkt – wird KI eher zu einem Mitarbeiter als zu einem Taschenrechner. Anders als kreative Werkzeuge der Vergangenheit, wie Photoshop, Fotos oder Pigmente, arbeiten wir jetzt mit Werkzeugen, die eine generative Vorstellungskraft zu haben scheinen, aber vielleicht keinen "Geschmack". Der Mensch in der Schleife fügt eine wichtige kuratorische Rolle bei der Bestimmung des „Guten“ im Vergleich zu „Bösem“ hinzu.

Ich glaube, wir stehen an der Schwelle zu einer neuen künstlerischen Bewegung, und ich sehe diese Werkzeuge als den Beginn der nächsten großen Periode des kreativen Ausdrucks. Wenn die oberflächliche Neuheit nachlässt, werden Kunstwerke entstehen. So wie wir ganze Museen haben, die der Fotografie gewidmet sind, würde ich nach AI Ausschau halten

Quellen:

https://www.bbc.com/future/article/20221123-the-weird-and-wonderful-art-created-when-ai-and-humans-unite
https://de.wikipedia.org/wiki/Rembrandt_van_Rijn
make-a-scene: https://www.artnews.com/art-news/news/meta-ai-make-a-scene-pushes-generative-art-1234634405/
dall-e-2: https://openai.com/dall-e-2/
Midjourney: https://www.number13.de/midjourney/
Stable Diffusion: https://stablediffusionweb.com
Artbreeder Collage: https://www.artbreeder.com/beta/collage

* In der Beobachtung "Autor: Maschine" wird die Grundlage des Sprachmodells GPT-2, Vorläufer von GPT-3, und dessen Nutzung ausführlich besprochen. Im Nachtrag sind dann einige Beispiele für die Anwendung von GPT-3 aufgeführt.