Leben IV etc
18.8.2016
Der Mensch möchte gerne daran glauben, dass er unsterblich ist. Das heißt, er stirbt zwar, lebt aber dann wieder neu in einem anderen Körper. Das nennt man Wiedergeburt oder Reinkarnation, manchmal auch Auferstehung. Ob er sich an sein früheres Leben erinnert, hängt sehr von seiner Glaubensrichtung ab.
Über die Jahrhunderte variieren die Glaubensrichtungen. Nach Arthur Schopenhauer ist die Sache relativ einfach: Wiedergeboren wird nur der unbewusste Wille des Individuums, der jeweils einen neuen Intellekt erhält. Im Buddhismus ist das Karma wichtig, das man sich im Vorleben erarbeitet hat. Die Wiedergeburt kann dann in Menschenform geschehen, aber auch – bei schlechtem Karma – im Tierreich, im Reich der Hungergeister und Dämonen oder als gequälter Insasse in einer der 8 Haupt- und 160 Nebenhöllen sowie − bei gutem Karma − in einer Himmelswelt.
Für die Anhänger der Harbīya ist die Auferstehung nichts anderes als das Heraustreten des Geistes aus einem Körper in einen anderen; sind die Geister gehorsam gewesen, so werden sie in reine Leiber, schöne Gestalten und ewige Wonnen versetzt; danach werden sie je nach dem Grad ihrer Reinheit die Stufen der Schönheit, der Heiligkeiten und Wonnen durchlaufen, bis sie zu Engeln werden und reine Lichtleiber erhalten. Sind die Geister dagegen rebellisch gewesen, so werden sie in unsaubere Leiber, entstellte Gestalten und verachtete Geschöpfe wie Hunde, Affen, Schweine, Schlangen und Skorpione versetzt.
Die Katharer setzen auf Seelenwanderung. Dabei ist es ihr Ziel, die körperliche Existenz zu überwinden und nicht in einem anderen Körper wiedergeboren zu werden. Dieses Ziel ist für die Katharer nur erreichbar, indem sie entweder den Status des „Perfectus“ (im Unterschied zu den nur gläubigen Credentes) erlangen oder auf dem Sterbebett durch einen freiwilligen Hungertod die Verunreinigung durch das Materielle überwinden.
Immer wieder wird nach Beweisen für die Reinkarnation gesucht. In den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es die Amerikanerin Virginia Tighe, die unter Hypnose Details ihres früheren Lebens als Bridey Murphey im Irland des 19. Jahrhunderts preisgab. Später stellte sich heraus, dass sie in ihrer Jugend intensiven Kontakt mit irischen Einwanderern gehabt hatte, darunter eine Frau mit dem Geburtsnamen Bridey Murphy.
Im Jahr 2000 hatte der zweijährige James Leininger in Lafayette, USA, Albträume. Er lag auf dem Rücken, weinte und strampelte so unter seiner Decke, als wolle er sich aus einem geschlossenen Sarg befreien. Nach einiger Zeit verstand man auch, was er weinend hervorstieß: „Flugzeugabsturz! Flugzeug brennt. Der kleine Mann kann nicht herauskommen!“. Man schloss auf eine frühere Existenz als Kampfpilot. Ein solcher, in fragekommender Pilot wurde in den Kriegsannalen angeblich ermittelt, ohne es dass darüber genauere Angaben gibt.
Für die Wiedergeburt gibt es nach all dem keine Beweise, aber Belege. Und zwar genau zwei. Sie sind dokumentiert in der P-Domain durch die Tatsachenberichte "Das nächste Leben" und "Leben III".
Es handelt sich um einen Mann, der "am Ende eines Lebens ohne besondere Vorkommnisse", wie er schreibt, beschließt, in seinem nächsten Leben Motocross-Rennfahrer zu werden. Sein erster Bericht bestätigt die Reinkarnation, denn schon als Baby ist er sich seiner außergewöhnlichen Situation bewusst und hat in der Schule einige Mühe, sein Wissen zu verbergen. In den 18 Jahren seines mutmaßlichen zweiten Lebens durchläuft der Protagonist alle wichtigen Stationen eines Rennfahrers. Dass es am Ende zum tragischen Unfalltod kommt, bedauert der Betroffene selbst. Er habe es versäumt, sein nächstes Leben zu planen. Folgerichtig rät er den Lesern, rechtzeitig über das nächste Leben nachzudenken.
Im zweiten Bericht geht es um einen Stephen, der Motocross-Rennfahrer ist und zufällig auf einen Artikel im Data Universe Archiv stößt. Es ist <Das nächste Leben>, vor 19 Jahren veröffentlicht auf einer nicht mehr existierenden Website (P-Domain). Er ermittelt mit Hilfe seines digitalen Assistenten Omm den Namen des Protagonisten. Es ist Steffen Mistell. Nach einer Serie von Albträumen, in denen Stephen Szenen erlebt, die fast deckungsgleich in Steffens Bericht stehen, wächst die Ahnung, es gebe eine Verbindung zwischen ihm und Steffen, zur Gewissheit heran. Noch vor der World-ZX-Freestyle-Championship Veranstaltung im BerlinDome weiß Stephen, dass er in seinem Vorleben Steffen Mistell war. Wir hatten das Glück, noch vor der Veranstaltung ein Telephongespräch mit ihm zu führen.
"Hallo Stephen, wie geht's?"
"Gut. Wenig Zeit leider. Mach's möglichst kurz".
"Gerne. Was uns interessiert: in deinem Bericht, der übernächste Woche erscheinen wird, behauptest du, dein nächstes Leben schon geplant zu haben. Stimmt das?"
"Natürlich stimmt das!"
"Und - was wirst du sein?"
"Laut Plan wieder MX-Fahrer." Zögert. "Mmmh - oder möchtest du als Schwein oder als Affe wiedergeboren werden? Soll ja schon vorgekommen sein".
"Eeeh-u-nein! Das wäre schrecklich".
"Na also. Genau genommen bin ich ja schon zum dritten Mal auf der Welt. Was ich in meinem ersten Leben getrieben habe, weiß ich nicht. Darüber hat Steffen nichts geschrieben. Aber - falls es dazu kommt, also zum nächsten Leben, dann mach ich mir eben wieder den Spaß und springe über die Rampe".
"Dann wünschen wir dir viel Glück. Mach's gut und viel Erfolg beim Event!".
"Danke".
Wie wir alle wissen, verabschiedete sich Stephen beim Freestyle-Event im BerlinDome von seinem derzeitigen Leben.
Diese beiden Belege einer Reinkarnation haben uns neugierig gemacht, denn die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Wiedergeburt erscheint uns sehr groß zu sein. Auch wenn es fast unmöglich zu sein scheint, einen wiedergeborenen Stephen irgendwo auf der Welt, mit anderem Namen zu finden, so werden wir die Suche energisch durchführen. Wir werden in einigen Jahren beginnen, junge Motocrosstalente ausfindig zu machen und deren Karriere zu verfolgen; solange, bis einer der Talente dem Profil von Steffen und Stephen immer näher kommt. Haben wir Glück und finden den wiedergeborenen Stephen (dann ist es vielleicht Штефана), dann treten wir nicht in Kontakt mit ihm. Wir beobachten seine Auftritte bis zum kritischen Zeitpunkt. Sollte Stephen in seinem dritten Leben wieder einmal so abtreten wie zuvor, dann müssen wir die Hypothese einer Serie formulieren.
Mit dem Ziel, die Hypothese zu bestätigen, werden wir die Entwicklung in den nächsten hundert Jahren verfolgen und regelmäßig berichten. In dieser Zeit sind voraussichtlich 5 weitere Reinkarnationen zu erwarten. Da nicht sicher ist, ob während der ganzen Zeit das Data Universe zur Verfügung steht, raten wir dazu, unsere Berichte mit dem Suchstring <Stephens Jahrhundert> ausfindig zu machen.