Angst

18.6.2014

Spannung

 

eventuell
nicht
dezent

Die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien ist ein gigantisches Medienereignis. Mehr als eine Milliarde Menschen verfolgen weltweit die Spiele in Echtzeit (live).

Auch im Iran - mit einem kleinen Unterschied: der iranische Staatsfernsehsender IRIB TV sendet alle Übertragungen mit einer Zeitverzögerung von 10 Sekunden. In dieser Zeitspanne müssen fortlaufend alle "nicht dezent gekleideten" Frauen in den Stadien gesichtet und ausgeblendet werden durch Umschalten auf eine andere Kamera oder Blackout.

In der IRIB-Zentrale sitzen in einem abgedunkelten Raum bärtige Männer vor hell flimmernden Monitoren und beobachten alle Zuschauerszenen ganz genau. Es ist ein Höllenjob. Es ist ihre Aufgabe, alle iranischen Männer (außer sich selbst) vor dem Anblick nicht dezent gekleideter Frauen zu beschützen. Der Stress ist riesig, die Hände sind feucht, der Burn-Out gehört zu ihrer Krankheitsgeschichte. Versagen wird hart bestraft. Die nackte Angst steht in ihren Gesichtern. Am schlimmsten ist es, wenn das brasilianische Fernsehen plötzlich voll auf eine nicht dezent gekleidete Frau suumt. Dieser Schock muss jedesmal in wenigen Sekunden überwunden sein, um noch rechtzeitig umzuschalten auf eine andere Szene, zum Beispiel auf das Spielfeld mit seinen sicherlich dezent gekleideten Fußballspielern.

Wir leiden mit ihnen (Mitleid).

 

 

 

 

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Nachtrag 8.5.2018:

Bibiana Steinhaus ist die erste und einzige Schiedsrichter in der deutschen Fußball-Bundesliga. Auch im iranischen Fernsehen  werden ab und zu Bundesligaspiele gezeigt. Kürzlich war das die Begegnung FC Bayern gegen 1.FC Köln. Um iranische Männer davor zu bewahren, Frauen sehen zu müssen, wurde Bibiana nur aus der Ferne gezeigt. Immer wenn die Kamera auf sie zoomte, mussten die bärtigen Männer im dunklen Überwachungsraum umschalten auf andere Szenen, meist auf die Zuschauertribüne (dort sitzen nur Männer).

Quelle:
https://www.welt.de/sport/fussball/article176166956/Fussball-Bundesliga-Iranisches-Fernsehen-zensiert-Bibiana-Steinhaus.html