Einkaufen

29.5.2015

Einkaufen gehen war schon für den Altsteinzeitmenschen vor mehr als zwei Millionen Jahren eine beliebte Überlebensbeschäftigung. Der Unterschied zu heute ist deutlich zu erkennen: der Steinzeitmensch musste nicht bezahlen für das, was er draußen einsammelte, zum Beispiel Nüsse. Der Mensch heute muss für jede Tüte Nüsse Euros hinlegen! Außerdem konnten unsere Vorfahren jagen, was ihnen gerade vor den Speer lief - heute fast unmöglich (und verboten).

Wir leben demnach in einer reglementierten Bezahlgesellschaft. Nur wer Euros hat, überlebt. Und der Überlebenskampf spielt sich zum größten Teil im Supermarkt ab. Geld in der Tasche und trotzdem verloren im Dschungel der unübersehbar vielen Warenregale. Allein die H-Milch zu finden! Sie steht NIEMALS bei den Milchprodukten, sondern irgendwo, wo gerade Platz ist für die Palette. Zehn verschiedene Zahncreme-Marken, fünf Kräuterquarkvarianten, nicht abzählbar viele Haarpflegeartikel, Kaffeevariationen ohne Ende, Olivenöl aus mannigfaltig undurchschaubaren Herstellungsprozessen, und so immer weiter.

Überhaupt hat das Einsammeln im Supermarkt eine lächerliche Note. Man schiebt so eine Art Kinderwagen vor sich her und irrt stundenlang durch endlose Regalreihen umher, auf der Suche nach einer Tüte Reis, die NIEMALS bei den Nudeln zu finden ist. Das zwingt den nachdenklichen und sensiblen Zeitgenossen zur Aufgabe und Resignation.

Irgendwann landest du bei MARLEY SPOON und bestellst die Zutaten für die ganze Woche per Computer, zum Beispiel den krossen Saibling auf Zitronensellerie-Püree und gegrilltem Poree. Selbst schuld, der Supermarkt. Anstatt gleich am Eingang die Rezepte der Woche zu plakatieren, daneben die passenden Zutaten auszulegen, gleich mit Kühlbox, zu günstigem Preis, werden die Artikel irgendwo im Markt versteckt, ohne jeden Hinweis, wozu man sie gebrauchen kann.

Letztendlich kann man ohne Computer glatt verhungern, es sei denn, man holt sich ein belegtes Brötchen an der Tankstelle.

Elena Rauch hat sich Gedanken über das "Feindgebiet Supermarkt" gemacht. Hier ein Auszug: (Quelle: www.getidan.de / Thüringer Allgemeine)

Männer sind es gewohnt, das große Ganze in wachem Blick zu behalten, bis zum Horizont. Sie sind dazu bestimmt, Dinge wie Amerika zu finden, aber nicht das Regal mit der H-Milch.
In einer Kaufhalle reicht der Horizont bis zur Käsetheke. Klar, dass ihn das irritiert. Wenn ein Mann in den Supermarkt geht, betritt er feindliches Terrain. Kein Wald, kein Wasserfall, kein schneebedeckter Gipfel, an dem er sich orientieren kann. Stattdessen diese verwirrende Wiese, die er jetzt nach Walderdbeeren absuchen soll. Völlig gegen seine Natur. Das Gehirn signalisiert ihm: Gefahr. Der Fluchtinstinkt meldet sich.

(Die Wiese mit den Walderdbeeren wird in Anlehnung an das Sammelverhalten der Steinzeitfrauen erwähnt).

So ist es also: nie mehr auf die Jagd gehen, zum Sammeln verdammt. Kein erfülltes Steinzeitleben mehr. Das Schicksal (der Menschheit) kann soo grausam sein. Details zur Steinzeit hier.