Laut

22.3.2016

Schallwellen, die sich in der Luft oder im Wasser ausbreiten und auf das menschliche Ohr treffen, erzeugen Empfindungen, die als Geräusch empfunden werden. Als solches wird selbst Musik wahrgenommen, frei nach Wilhelm Busch: "Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden".

Der Mensch sucht Ruhe. Ganz oben auf dem Berg oder in einem kinderlosen Hotel. Wer am Bahngleis wohnt, bekommt Schallschutzfenster. Auf der anderen Seite wirkt Lärm oftmals befreiend so wie in der Discothek. Tiefe Basstöne sind nicht auf das Ohr angewiesen, sondern durchdringen den gesamten Körper (es entstehen Lustgefühle).

Schalldruckpegel [db] - Skala mit verursachenden Schallquellen (beispielhaft)

Es gibt Schallquellen, die außerordentlich unbeliebt sind. Auf Platz 2 der Unbeliebheitsskala steht der Rasenmäher. Am Sonntag Nachmittag eingesetzt, erfährt der Nachbar im Liegestuhl auf seiner Terrasse das Gefühl, permanent von einem nicht endenden Güterzug überfahren zu werden. Dabei spielt keine Rolle, dass der Rasenmäher der Klasse "emissionsarm" angehört. Das Geräusch ist trotzdem unerträglich. Am Samstag Nachmittag ist es übrigens nicht so schlimm.

Platz 1 auf der Unbeliebtheitsskala gehört dem Motorrad. Das Motorradgeräusch stört immer. Die Erklärung bietet die psychoakustische Lautheit, das heißt die menschliche Empfindung von Schall, die sich mit den gängigen Berechnungs- und Beurteilungsvorschriften nicht messen lässt. Demnach wird Motorradlärm auch dann als besonders störend empfunden, wenn die physikalisch messbaren Emissionspegel alleine das nicht erklären können.

Die Physik hilft beim Versuch, dieses Phänomen zu verstehen, mit der Feststellung: Die Abhängigkeit von wahrgenommener Lautstärke und Schalldruckpegel ist stark frequenzabhängig. Diese Frequenzabhängigkeit ist selbst wiederum schalldruckpegelabhängig, was bedeutet, dass für unterschiedliche Pegel unterschiedliche Frequenzabhängigkeiten bestehen. Sollen Aussagen über die Wahrnehmung eines Schallereignisses gemacht werden, muss daher das Frequenzspektrum des Schalldrucks betrachtet werden. Darüber hinaus haben zeitlicher Verlauf sowie die Eigenschaft, sich über mehrere Frequenzgruppen zu erstrecken, einen Einfluss.

Es kann also nur so sein, dass ein Motorrad ein wahrhaft diabolisches Frequenzspektrum hat! Man erkennt das von Weitem daran, dass ein Motorrad immer wie ein Motorrad klingt.

Der ultimative Ratgeber rät also: Aufs Rasenmähen verzichten in Richtung Naturwiese. Und:
Selbst Motorradfahren, weil nur dabei das Motorengeräusch als ausgesprochen angenehm empfunden wird.

Man kann aber auch mit einem E-Bike über die Bergwiesen fahren. Das stört keinen.