Auto
15.7.2016
Um die Jahrhundertwende gab es in New York mehr Elektroautos als Dampfautos. Im restlichen Land waren 40% der Automobile Dampfwagen, 38% waren Elektrowagen, und 22% Benzinwagen. Hundertsechzehn Jahre später, also heute, ist der Anteil der Elektroautos verschwindend gering. Doch die zunehmende Verknappung des Rohstoffs Öl sowie restriktivere Emissionsgesetze werden das Comeback des Elektrofahrzeugs in absehbarer Zeit einleiten.
Tesla Motors Inc. (Palo Alto / Fremont, Calif.) ist ein Vorreiter in Sachen Elektromobilität. Aber nicht nur das. Mit dem Modell <Tesla S> hat die Firma des SpaceX-Pioniers Elon Musk ein selbstfahrendes Auto ganz im Sinne des Begriffs "auto-mobil" in den Markt eingeführt. Dieses Fahrzeug manövriert ohne Fahrer auf der Autobahn, indem es den Verkehr beobachtet und analysiert. Aus Sicherheitsgründen muss der Fahrer jedoch mindestens eine Hand am Lenkrad haben, zumindest dann, wenn ihn das Auto dazu auffordert, weil die Fahrsituation schwierig geworden ist.
Das Steuerungssystem des Tesla S ist lernfähig. Tesla Motors sagt dazu: "Aktive Sensoren in Kombination mit GPS und hochauflösenden Digitalkarten bilden ein Aggregat sich gegenseitig überwachender Systeme. Dank ihnen kann das Modell S Autobahnen auch bei Kolonnenverkehr vollkommen autonom befahren - ohne von der Spur abzuweichen. Die kontinuierlichen Echtzeit-Rückmeldungen von der gesamten Tesla-Flotte gewährleisten, dass das System permanent lernt und sich verbessert." Damit sind auch Autos Teilnehmer im Internet der Dinge. Dort unterhalten sich allerlei technische Geräte miteinander, wie zum Beispiel der Kühlschrank: "Kalt heute!" mit dem Toaster: "Bei dir vielleicht".
Der Tesla S ist sportlich. Das Topmodell braucht nur drei Sekunden auf Hundert. Kein Wunder bei einem 510PS-Motor hinten und einem 262PS-Motor vorn. Auch die Reichweite ist enorm: 635 Kilometer bei einer konstanten Geschwindigkeit von 80km/h (394 Kilometer bei 120km/h) und 20 Grad Außentemperatur.
Tanken heißt Batterieladen. Die Heimstation schafft eine Aufladung für 27 Kilometer Reichweite in 30 Minuten, der Tesla Supercharger dagegen für 270 Kilometer. Supercharger Ladestationen befinden sich meist an Autobahn-Raststätten. Tesla schreibt dazu: "Die Verwendung eines Superchargers ist kinderleicht. Einfach vorfahren und anschließen - wenn Sie nach etwa 30 Minuten zurückkommen, hat Ihr Fahrzeug wieder genug Reichweite, um mindestens bis zur nächsten Supercharger-Station weiterzufahren." Supercharger-Hopping. Eigentlich egal, wo der Fahrer hin will. Wichtig ist immer, die nächste Supercharger-Station zu erreichen. Dazu fährt man am besten immer auf der Autobahn oder nach Norderstedt.
Kürzlich, am 7.5.2016 in Williston, Florida, gab es den ersten tödlichen Unfall mit einem autonom fahrenden Tesla. Der Fahrer, Joshua Brown, fuhr mit Autopilot, als sein Tesla einen Lastwagen rammte. Der entgegenkommende Lkw bog vor dem Tesla links ab. Ohne abzubremsen krachte Browns Fahrzeug in den Anhänger des Lkw. Später stellte sich heraus, dass der Tesla-Computer die weiße Seitenwand des Anhängers vor dem grellen Horizont für ein Autobahnschild über der Fahrbahn gehalten hatte. Kein Grund zum Bremsen also.
Tesla Motors gab in Reaktion auf den Unfall unter anderem bekannt: "When a driver activates the system, an acknowledgment box pops up, explaining that the autopilot mode is an assist feature that requires you to keep your hands on the steering wheel at all times.”
Das heißt, während man früher gemütlich über die Autobahn cruiste, muss man jetzt zusätzlich auf den Autopiloten aufpassen. Und immer schön die Hände am Lenkrad! Dabei sollte das autonome Fahren von A nach B doch ungeahnte Freiheiten bringen: Zeitung lesen, Kaffee kochen, telephonieren, Film gucken, zum Fenster hinausgucken... Statt dessen hockt man wie ein Affe hinter dem Lenkrad und wartet darauf, dass der Autopilot einen Fehler macht.
Es gab inzwischen einen weiteren Tesla-Unfall (in der Nähe von Cardwell, Montana), allerdings ohne Personenschaden. Der Fahrer war auf einer unmarkierten Bergstraße nachts um halb eins unterwegs mit seinem Tesla im Autopilot-Modus. Als die Straßenverhältnisse unübersichtlich wurden, bat der Bordcomputer den Fahrer, das Lenkrad in die Hände zu nehmen, was dieser jedoch nicht tat. Wenige Sekunden später erfolgte die Kollision mit einem Straßenrandspfosten, wobei ein Rad abfiel.
Zitat aus dem Unfallprotokoll: "The alerts given by the car had been in English but he (the driver) spoke Mandarin". Aha. Der Mandarin (mit Namen Pang) - es hätte auch eine Mandarine sein können - konnte den Computer gar nicht verstehen, weil der Englisch sprach. Ein kleiner Hinweis an dieser Stelle: es lohnt sich immer, sich der künstlichen Intelligenz zu Beginn der Zusammenarbeit vorzustellen: Name, Geschlecht, Sprache(!), Trinkgewohnheiten etc., damit es eben nicht zu Missverständnissen kommt.
Der ultimative Ratgeber rät zu Besonnenheit. Die Hände schön am Lenker lassen und statt auf den Autopiloten besser auf die anderen Verkehrsteilnehmer aufpassen. So wie es eigentlich schon immer war.
Quellen:
Tesla: https://www.teslamotors.com/de_DE/models & https://de.wikipedia.org/wiki/Tesla_Motors
Unfall1: http://www.nytimes.com/2016/07/01/business/self-driving-tesla-fatal-crash-investigation.html?action=click&contentCollection=International%20Business&module=RelatedCoverage®ion=EndOfArticle&pgtype=article
Unfall2: http://www.bbc.com/news/technology-36783345
Elektroauto: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Elektroautos
Nachtrag 24.7.2016
Unfälle mit autonomen Fahrzeugen im Straßenverkehr sind der Anlass zur Einrichtung von Übungsplätzen. Die selbstfahrenden Autos sollen wie Fahrschüler auf einem Trainingskurs das sichere autonome Fahren erlernen. Die Plätze bilden reale Verkehrsumgebungen nach - Kreuzungen, Ampeln, Fußgängerüberwege, Straßenschilder etc.
Die Universität von Michigan (USA) plant ein "American Center for Mobility" auf dem ehemaligen Willow Run Gelände von General Motors. (http://www.annarborusa.org/americancenterformobility). Sie betreibt jetzt schon ein Übungsgelände mit Namen "Mcity" auf dem eigenen Campus. (http://www.mtc.umich.edu/test-facility). Ganz in der Nähe sind schon die Firmen Ford, Toyota, Fiat Chrysler, Hyundai, und Google mit eigenen Testgeländen vertreten.
In Kalifornien soll eine natürliche urbane Umgebung in der Concord Naval Weapons Station (CNWS) Test facility in Contra Costa (Costa's GoMentum Station) für Trainingszwecke genutzt werden. (http://gomentumstation.net/project/av/).
Virginia Tech baut ein Übungsgelände bei Blacksburg, Virginia.
Das Ziel ist, den autonomen Fahrzeugen beizubringen, wie sie mit Situationen fertig werden, die auch dem Menschen Probleme bereiten. Zum Beispiel plötzliche auftauchende Hindernisse wie ein plötzlich vor einem einscherendes Fahrzeug, ein unvermutet auftauchendes Tier oder Kind (auf Ball- oder Pokemonjagd), oder ein Gegenstand oder ein Loch auf der Fahrbahn. Schwierig sind auch schlechte Sichtverhältnisse bei Gegenlicht oder Nebel.
Es ist abzusehen, dass die vollständige Eingliederung autonomer Fahrzeuge in den Straßenverkehr noch viele Jahre dauern wird. Sicherlich werden die Übungsstrecken dabei helfen. Aber diese werden auch neue Probleme aufdecken und die Zielerreichung hinauszögern.
Nachtrag 28.4.2017
Intelligenz im Auto, Fahrtassistenz, Rundumüberwachung, Kommunikation, all das gab es schon vor 100 Jahren. Das folgende Photo zeigt, welch beeindruckende Unterstützung der Autofahrer schon damals erhielt.
Wie sagte schon der weise König Salomon vor 3000 Jahren: "Es gibt nichts Neues unter der Sonne".
Nachtrag 30.5.2018
Autonome Fahrzeuge müssen nicht unbedingt Autos sein. Der Autohersteller Nissan hat jetzt seine ProPilot 3 Technik für das selbsttätige Einparken in Pantoffel eingebaut.
In Japan lässt der Gast die eigenen Schuhe im Eingang stehen und schlüpft in bereitstehenden Hausschuhe resp. Pantoffel. Bereitstehen heißt natürlich, dass die Pantoffeln am Eingang tatsächlich in Reih und Glied stehen. Jede Nissan-Pantoffel hat nun die Eigenschaft, selbstständig zu ihrer Parkposition zurückzukehren, sobald der Gast sie von seinen Füßen gestreift hat.
Quellen:
http://www.spiegel.de/auto/aktuell/japan-nissan-baut-jetzt-autonom-fahrende-hausschuhe-a-1189772.html
https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/smart-home/nissan-laesst-hausschuhe-selbst-einparken/